Neue Reise - Neuer Blogbeitrag

1/25/2023

Solo-Backpacking Spanien Annerschtwo
Solo-Backpacking Spanien Annerschtwo

Es ist eine Weile her, dass ich hier das letzte Mal etwas geschrieben habe. Aber ich habe das Gefühl, dass ich das ändern sollte. Und gibt es dafür einen besseren Zeitpunkt, als eine neue Reise? Ich glaube nicht.

Ich sitze in einem Café in Paris und fange einfach mal an zu schreiben. Nicht, dass es den falschen Eindruck erweckt: Ich bin nicht wirklich in Paris. Also schon, aber nur für ganze 2 1/2 Stunden. Ich bin auf Durchreise, und die Zeit reicht nicht ganz, um so richtig ins Zentrum zu kommen. Deshalb dachte ich mir, nutze ich doch die Zeit, und hebe mir Paris als Reiseziel einfach für einen kommenden Trip auf. Ist ja schließlich nie schlecht, etwas auf seiner Bucketlist stehen zu haben, oder?

Wobei, ich kann jetzt nicht behaupten, mir fehle es an Ideen... Aber das ist denke ich keine riesige Überraschung.

Heute morgen um 6:55 Uhr ging’s los in Mannheim, als ich in den FlixBus Richtung Paris gestiegen bin. Nach den bisher 7 Stunden Busfahrt kann ich mich auch nicht beschweren. Ich hatte sogar 2 Sitzplätze für mich alleine und konnte etwas Schlaf von letzter Nacht nachholen. Aber ich will mich ja nicht zu früh freuen, schließlich geht die Reise noch weiter – um es mal schön auszudrücken. Der große Teil kommt nämlich erst noch: Denn wenn ich in einer Stunde in den nächsten Bus einsteige, steige ich erst in Madrid wieder aus. Mit dem Bus nach Spanien – mal schauen wie das wird. Ich weiß noch nicht so ganz, was mich erwarten wird. Wobei, ich weiß, dass es spontan sein wird. Gestern Nacht um 1 Uhr habe ich noch meine ersten zwei Nächte in einem Hostel in Madrid gebucht, um nach der langen Reise einfach ankommen zu können. Aber danach? Mal sehen. Nächstes Wochende bin ich nochmal in der Nähe Madrids bei Freunden meiner Mama. Das Ende meiner Reise werde ich Valencia sein, um eine meiner besten Freundinnen zu besuchen, die ich in Costa Rica kennenlernen durfte. Nur die Zeit zwischendrin – da werde ich mal schauen, wohin es mich verschlägt.

Ich kann nicht sagen, dass ich seit meinem Auslandsjahr nicht unterwegs war – im Gegenteil: Von Skifahren, Wochenendtrips und Urlaub mit der Familie war alles dabei. Aber jetzt gerade ist es anders. Ich bin ganz alleine – und ich liebe dieses Gefühl.

Als ich gestern Abend (in Hektik, wie immer) meinen Backpack gepackt habe, kam dieses Gefühl von Euphorie wieder auf, das ich bei jeder Reise verspüre. Und als ich dann heute morgen um 6 Uhr meine WG in Mannheim verlassen habe und mich in die Straßenbahn zum Busbahnhof gesetzte habe, da hat es mich dann ganz gefesselt und ich saß einfach nur grinsend da. Ich habe immernoch dieses Kribbeln im Bauch, wenn ich nicht ganz genau weiß, was mich erwartet. Und ich liebe es. Ich habe Ewigkeiten durchs Fenster gestarrt und mir wurde nicht langweilig. Gut, dazu kommt, dass es in der Nacht geschneit hat und egal ob Städte oder Wälder – Alles sah bezaubernd aus. Es ist dieses besondere Gefühl, ganz alleine unterwegs zu sein. Auf niemanden angewiesen zu sein. Diese Unabhängigkeit zu verspüren. Und ganz besonders: Diese Freiheit. Auch wenn ich die letzten Monate viel unterwegs war – dieses Gefühl hatte ich das letzte Mal in Mexiko, bevor ich nach 9 Monaten wieder nach Hause geflogen bin. Und wow, wie habe ich dieses Gefühl vermisst. Ich habe es schon so oft versucht, aber ich kann es einfach nicht in Worte fassen. Ich versuche es mal so zu erklären: Es fühlt sich einfach richtig an. Aufregend. Ich will nicht sagen, dass dieses Gefühl süchtig macht – aber viel fehlt nicht. Es fühlt sich einfach viel zu gut an. So gut, dass ich meine ersten Semesterferien natürlich so gut es geht zum Reisen nutze. Alleine. Ich frage mich, ob das mit der Zeit im Ausland zusammenhängt. Als ich gemerkt habe, wie viel Zeit ich eigentlich bis zu Semsterbeginn habe, habe ich keine einzige Sekude daran gedacht, ob jemand anderes auch Zeit hätte. Nicht falsch verstehen, ich liebe es mit Freunden oder in Gruppen zu vereisen. Aber alleine Reisen ist einfach anders und das brauche ich ab und zu. Man verhält sich anders, ist vielleicht offener, denkt mehr nach, als wenn man bekannte Leute um sich herum hat. Zumindest ist das bei mir so.

Kurzer Cut – Es sind drei Stunden vergangen, seit ich die letzten Worte geschrieben habe. Und in dieser kurzen Zeit wurde ich genau in dem bestätigt, was ich zuletzt geschrieben habe. Ich sitze mittlerweile im Bus Richtung Madrid und habe von Anfang an mit meiner Sitznachbarin gequatscht. Sie ist 25 Jahre alt, lebt in den Niederlanden und kommt aus Venezuela. Ich bin noch nicht in Spanien und schon spreche ich Spanisch. Wäre ich mit einer anderen Person hier, hätte ich mich vermutlich nie neben sie gesetzt und sie erst recht nicht angesprochen. Obwohl ich noch kein Wort mit ihr geredet hatte war ich froh, als ich sie gesehen habe. Hier im Bus sitzen vermutlich 95 % Männer und es gibt nicht besonders viele freie Plätze. An sich macht mir das nichts aus, aber 18 Stunden press aneinander geengt muss jetzt auch nicht sein. Naja, zurück zum eigentlichen Thema: Man erfährt so viel über die verschiedensten Menschen, wenn man einfach offen ist. Und jedes Mal erfährt man neue Geschichten über andere Orte dieser Welt. Das mögen nicht immer wahnsinnig außergewöhnliche Storys sein, aber allein ein kleiner Einblick in das Leben einer anderen, meist fremden Person kann so bereichernd sein.

Es ist erst 18:30 Uhr, aber es kommt mir vor, als wäre es schon Mitternacht. Ich versuche jetzt einfach mal nicht daran zu denken, dass wir noch knappe 16 Stunden eingeengt in diesem Bus sitzen werden. Der Mann vor mir trägt mit seiner maximal zurückgelehnten Lehne auch genügend dazu bei – aber gut, ich werd’s überleben. Es ist schon dunkel. Und ich habe schon wieder ein Grinsen im Gesicht, wenn ich daran denke, dass wir beim nächsten Tageslicht in Spanien sind. Es muss keine besonders abenteuerliche Reise sein, aber aufregend ist es immer. Und das wird es auch immer bleiben, egal, wie viel und wie oft man reist. Schon die Begegnung im Bus gerade hat mich neugierig gemacht, welchen Menschen ich alles in den nächsten 3 Wochen über den Weg laufen werde, von denen ich gerade nicht einmal weiß, dass sie überhaupt existieren.

Andere Sache: Ich würde gerne aktiver hier auf meinem Blog sein. Ich weiß nur nicht genau, wie. Ich meine, dass es hauptsächlich ein Reiseblog ist, ist klar. Das will ich auch gar nicht groß ändern. Aber ich versuche trotzdem eine Lösung zu finden, wie ich ihn besser in meinen Alltag integrieren kann. Ich erwische mich dabei, zum Beispiel genau jetzt, dass ich mir zu allen möglichen Dinge so viel mehr Gedanken mache, wenn ich Reisen bin. Es sprudelt dann irgendwie aus mir heraus und es fühlt sich fast an, als hätte sich das alles aufgestaut. Und das Reisen ist der Anlass, alle Gedanken heraus zu lassen. Und so sollte es ja eigentlich nicht sein. Ich möchte, dass auch in meinem Alltag genügend Platz für meine Gedanken bleibt. Ich denke es würde mir sehr gut tun, auch wenn ich nicht unterwegs bin, an Beiträgen zu arbeiten. Naja, ich überlege mal, wie ich das anstellen werde. Jetzt habe ich ja ein bisschen Zeit dafür.

Ich glaube, ich war von den letzten Monaten auch einfach überwältigt – oder bin es immer noch. Das klingt so negativ konnotiert, ist es aber nicht. Sogar im Gegenteil, ich bin mehr als glücklich über die letzten Monate. Aber hierzu vielleicht ein kurzes „Life-Update“, sodass der Kontext stimmt.

Ich habe im September an der Universität Mannheim mein Studium in Politikwissenschaften begonnen und als Beifach Öffentliches Recht gewählt. Mit dieser Wahl bin ich sehr glücklich. Manchmal erwische ich mich dabei, am Beifach fast mehr Spaß zu haben. Aber dann bin ich doch froh, kein komplettes Jura – Studium an der Backe zu haben. Außerdem bin ich in eine wundervolle 4er-WG gezogen, in der ich mich mehr als wohlfühle. Es ist ein Zuhause. Die Zeit neben dem Studium fülle ich mit Arbeit und Freunden – naja und die Wochenenden nutze ich in sehr regelmäßigem Abstand, um 2 bis 3 Tage wegzukommen. Ich war schon immer gerne unterwegs, aber seit der Zeit im Ausland merke ich, wie sehr ich es tatsächlich brauche. Ich habe meinen Alltag unter der Woche echt gerne, aber ich glaube der Ausgleich macht den entscheidenden Unterschied. Die Balance zwischen Neuem entdecken und sich in seiner Routine zurechtzufinden – das ist wichtig für mich. Und deshalb weiß ich das Studentenleben extrem zu schätzen. Nicht, dass ich nichts für die Uni mache, das stimmt ganz und gar nicht. Aber dass ich mein Leben selbst strukturieren kann und so zum Beispiel die Entscheidung treffen konnte, alle 5 Klausuren auf den Ersttermin zu schreiben, sodass ich jetzt zweimal Skifahren und fast 3 Wochen nach Spanien reisen kann, das schätze ich unheimlich. Gut, meine Staatsrecht Hausarbeit musste ich da noch irgendwie dazwischen quetschen, aber auch das hat geklappt. Wann habe ich nochmal so viel Zeit an einem Stück frei, wie in den Semesterferien des Studiums? Ich weiß es nicht. Und deshalb nutze ich genau jetzt jeden Moment aus. Ich will mir später nicht denken müssen: „Ach hättest du mal...“. So sehr ich mein Leben in Mannheim mag, in regelmäßigen Abständen zieht es mich dann doch raus. Und das ist auch okay. Das bin ich. Deshalb „power“ ich das Semester durch, um dann aus den Semesterferien alles herausholen zu können. Keine Sorge, ich lebe nicht nur für die Semesterferien. Das wäre nicht so gesund. Aber wie ich zuvor sagte, es ist der nötige Ausgleich für mich. Und der funktioniert eben auch nur, wenn ich in manchen Monaten mal einen etwas volleren Kalender habe.

Ich glaube man merkt, dass ich bereits den ganzen Tag im Bus sitze – ich könnte schon wieder ewig weiterschreiben. Aber ich mache an dieser Stelle einen Punkt und freue mich einfach nur darauf, in den nächsten Wochen meine Erlebnisse und Erfahrungen hier festzuhalten. Und worauf ich mich am meisten freue? Das Meer. In Valencia werde ich das erste Mal das Meer sehen, nachdem ich das letzte Mal in Mexiko unter Tränen am Strand entlang gelaufen bin. Das Meer war für 9 Monate mein Zuhause, und in weniger als zwei Wochen bin ich endlich wieder zurück. Ich bin gespannt, was ich bis zu diesem Zeitpunkt alles erleben werde.

Der Backpack ist gepackt - bereit für eine neue Reise