Weihnachten und Silvester auf Hawai'i

1/14/2022

aloha Weihnachten Hawai'i Waikiki Annerschtwo
aloha Weihnachten Hawai'i Waikiki Annerschtwo

Es ist bald Mitte Januar und das neue Jahr hat bereits vor zwei Wochen begonnen. Ich nehme das mal als Anlass, um auf meine letzten Wochen, oder besser gesagt die letzten eineinhalb Monate, zurückzuschauen. Um das zu konkretisieren: Ich werfe einen Blick zurück auf meine Adventszeit, Weihnachten und Neujahr auf Hawai’i.

Hilo Flughafen Weihnachten Hawai'i
Hilo Flughafen Weihnachten Hawai'i

Weihnachten auf Hawai’i: Im Vorfeld hatte ich bei diesen Worten noch gemischte Gefühle. Ich war hin und her gerissen zwischen einer riesigen Vorfreude und unglaublicher Neugier, wie Weihnachten wohl auf der anderen Seite der Welt gefeiert wird, und einem leicht mulmigen Gefühl, Weihnachten das erste Mal alleine und ohne meine Familie verbringen zu müssen. Wobei, das kann ich schonmal vorwegnehmen: Alleine war ich nicht.

Dekoration im Flughafen in Hilo, Big Island of Hawai'i

Die Adventszeit war tatsächlich anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Ich hätte nicht erwartet, dass auf Hawai’i ausnahmslos schon ab Mitte November Weihnachtsmusik in den Geschäften läuft. Auch der riesige Weihnachtsmann auf dem Dach des Ala Moana Centres hat mich tagtäglich daran erinnert, dass die Adventszeit kurz bevorsteht. Nach und nach kamen im Dezember dann die Weihnachtsbeleuchtungen und Dekorationen auf den Straßen und an den Bäumen hinzu. Und ob du es glaubst oder nicht: Hawai’i-Hemden mit Tannenbäumen oder Nikoläusen sind fester Bestandteil der Adventszeit hier. Der einzige große Unterschied zum Advent in Deutschland war eigentlich nur der Temperaturunterschied von etwa 25 Grad. Okay, und die Weihnachtsmärkte (inklusive Glühwein) haben traurigerweise gefehlt. Aber darüber möchte ich mich jetzt nicht beschweren, schließlich wollte ich ja genau diese neue Erfahrung an einem anderen Ort der Welt machen, an dem dementsprechend auch anders Weihnachten gefeiert wird.

Weihnachten Ala Moana Center Honolulu Annerschtwo
Weihnachten Ala Moana Center Honolulu Annerschtwo

Seit Anfang November steht dieser riesige Tannenbaum mitten im Ala Moana Centre in Honolulu

Von der Temperatur habe ich mir meine Weihnachtsstimmung nicht nehmen lassen. Dazu war auch die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt zu präsent. Es war schon etwas merkwürdig, unter den Shorts einen Bikini zu tragen und mit Badeschlappen im Bus zu sitzen, während ich über meine Kopfhörer eine Weihnachtsplaylist nach der anderen durchgehört habe. Außerdem haben auch die Hawaiianer schnulzige Weihnachtsromanzen verkauft, die sich an keinem Ort besser lesen lassen, als am Stand. Ich habe die Weihnachtszeit mehr als genossen, doch komisch hat es sich trotzdem angefühlt. Schließlich habe ich noch nicht so oft am 23. Dezember mein Surfboard ans Wasser getragen und währenddessen beten müssen, auf dem Wasser keinen Sonnenbrand zu bekommen. Surfen statt Skifahren – das war mein Weihnachten 2021. Und so konnte ich einen Tag später auch nur schwer begreifen, dass es dann wirklich Heiligabend war.

Mele Kalikimaka Hawai'i Weihnachten Honolulu Waikiki Annerschtwo
Mele Kalikimaka Hawai'i Weihnachten Honolulu Waikiki Annerschtwo
Weihnachten Honolulu Hawai'i Annerschtwo
Weihnachten Honolulu Hawai'i Annerschtwo

Mitten in Waikiki: „Mele Kalikimaka“, das Hawaiianische „Frohe Weihnachten“

Mit Sonnenbrille und Weihnachts-T-Shirt: Weihnachten im Warmen

Heiligabend – Der Abend, vor dem ich in meinen ganzen neun Monaten im Ausland mit Abstand am meisten Respekt hatte. Im Nachhinein war es der Abend, an dem ich mit am glücklichsten war. Ich hatte die tollsten Freunde um mich herum, mit denen ich gemeinsam ein Air Bnb in Waikiki gemietet hatte und wir dort zusammen Weihnachten verbracht haben. Plätzchen backen mit Weihnachtsmusik – das muss einfach sein. Auch in Hawai’i. So ein bisschen Heimatsgefühl darf dann ja doch aufkommen. Auch wenn mich mein (fehlendes) Talent in der Küche wie so oft im Stich gelassen hat und die Vanillekipferl eine eher trockene, um nicht zu sagen mehlige Konsistenz hatten, war der Abend einfach perfekt. Zwischendurch habe ich aber wie so oft mal einen Moment für mich selbst gebraucht:

„Ich gehe raus auf den Balkon und spüre direkt die kühlere Luft an meiner Haut. Ich schaue hinunter und sehe all die Lichter und Weihnachtsbeleuchtungen von oben. Eine Stadt bei Nacht hat irgendwie immer etwas besonderes an sich. Der Wind bläst mir ins Gesicht und ich stehe einfach nur am Geländer. Ich weiß gar nicht, wo ich mit meinen Gedanken hin soll. Es ist Weihnachten, auch wenn es sich nicht ganz danach anfühlt. Am Morgen habe ich noch per Face Time eine kleine, virtuelle Bescherung mit meiner Familie gemacht; Es ist ein sehr ungewöhnliches Weihnachtsfest für mich. Seit wann ist denn die Bescherung am Morgen? Naja, jetzt, elf Stunden später, ist es auch bei mir der Abend des 24. Dezembers. Ich stehe minutenlang fast regungslos auf dem Balkon und mir fällt auf, dass mir eine einzelne Träne über die Wange läuft. Ich wische mir die Träne weg und ein breites Lächeln erscheint in meinem Gesicht. Ich schüttele einfach nur den Kopf. Es mag paradox wirken, aber die Träne gemeinsam mit meinem Grinsen spiegeln mein Inneres perfekt wider. Es ist eine Träne der Freude. Der Dankbarkeit. Ich stehe hier an Heiligabend auf einem Balkon mit dem Blick über Honolulu, verbringe den Abend mit den besten und lustigsten Leuten, während mich meine Familie auch gerne bei sich hätte. Nein, ich wäre in genau diesem Moment nicht lieber zu Hause. Gerade lebe ich hier, auf der anderen Seite der Welt, und da gehört Weihnachten genauso dazu, wie jeder andere Tag der neun Monate auch. Doch es ist einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl zu wissen, dass ich hier ein wunderschönes Weihnachtsfest erleben darf, während mich meine Familie in Deutschland auch gerne daheim hätte. Das Bewusstsein, hier einen Ort zu haben, an dem ich mehr als glücklich bin, aber auch zu wissen, dass es in Deutschland ein Zuhause gibt, das immer auf mich warten wird, überwältigt mich. Das ist alles andere als selbstverständlich und dafür bin ich unendlich dankbar. Meine kleine „Dankbarkeitsträne“ ist schon nach kurzer Zeit vom Wind wieder getrocknet und ich bin mit meinen Gedanken wieder hier: Beim Heiligabend in Honolulu.“

Weihnachten Honolulu Hawai'i Plätzchen Annerschtwo
Weihnachten Honolulu Hawai'i Plätzchen Annerschtwo

Was wäre Weihnachten ohne Plätzchen?

Dieses Weihnachten werde ich für immer in meinen Erinnerungen behalten. Mit dem traditionellen Weihnachtsfest daheim ist es nicht zu vergleichen, doch anders heißt ja nicht gleich schlechter. Es war ein besonderes Weihnachten. Eines, das ich mir nicht hätte schöner vorstellen können. Doch nach dem heiligen Abend ist es noch nicht vorbei: Der erste Weihnachtsfeiertag wird zum Wandern genutzt, der „Wiliwilinui Ridge Trail“ hat sich da wunderbar angeboten. Ich muss immer noch grinsen, wenn ich daran denke, wie uns entgegenkommende Wanderer „Merry Christmas and Happy New Year“ gegrüßt haben. In diesen Momenten wurde ich wieder in die Realität zurückgeholt und ich habe ein Stückchen mehr realisiert, dass ich Weihnachten auf Hawai’i verbringen darf. Und außerdem: Es gibt schlechtere Orte, um selbst gebackene (etwas zu trockene) Plätzchen auszupacken, als mit Blick auf Diamond Head, Honolulu, Three Peaks und Lanikai Beach. Das Weihnachtsfest verging wie im Flug, und plötzlich war es dann auch schon fast Silvester. Die letzten Tage des Jahres wurden nochmal ausgiebig mit Wanderungen und Unternehmungen genutzt, bis es dann hieß: Hallo 2022!

Koko Head Krater Hawai'i O'ahu Weihnachten Annerschtwo
Koko Head Krater Hawai'i O'ahu Weihnachten Annerschtwo

Sogar oben auf dem Koko Head Krater steht ein geschmückter Tannenbaum

Silvester auf Hawai‘i. Eigentlich mache ich nie eine große Sache aus Neujahr. Im Prinzip ist es ein Tag oder eine Nacht, wie alle anderen auch. Doch dieses Jahr war es anders. Es hat sich besonders angefühlt, auf O‘ahu ins neue Jahr zu starten. Vom Kahanamoku Beach aus, nicht weit weg vom berühmten Waikiki Beach, haben wir die letzten Sekunden von 2021 heruntergezählt. Ich wusste nicht genau, was mich erwarten würde, denn auf Hawai‘i gibt es seit Jahren ein Feuerwerksverbot. Doch was soll ich sagen, davon hat man nicht sehr viel gemerkt. Um Punkt Mitternacht begann eine riesige Feuerwerksshow von einem Frachter aus, die knappe acht Minuten anhielt. Meine Gedanken in diesem Moment waren ein ziemliches Durcheinander:

„2022. Wow. Wie schnell kann ein Jahr bloß herumgehen? Vor genau einem Jahr war ich noch im Abitur-Stress, und jetzt stehe ich mitten im Pazifik, auf der anderen Seite der Welt, und kann einfach nicht glauben, dass das gerade mein Leben ist. Es ist komisch – meine Familie und Freunde haben schon fast die ersten zwölf Stunden von 2022 hinter sich. Mit Hawai‘i liege ich in der Zeitzone der Erde, die als letztes den Januar begrüßt. Aber gut, das macht ja auch Sinn. Hier wird schließlich alles etwas gemütlicher und entspannter angegangen. Dann darf sich auch das neue Jahr ein bisschen mehr Zeit lassen.

Vor einem Jahr hatte ich nicht die geringste Ahnung davon, dass ich nun für mehrere Monate in Honolulu leben würde. Bei diesem Gedanken bekomme ich Gänsehaut, denn ich muss daran denken, wo ich dann wohl beim nächsten Jahreswechsel stehen werde. Ich habe keine konkreten Ideen, was 2022 wohl mit sich bringen wird, aber ich lasse mich nur zu gerne überraschen. Ich habe keinerlei Ahnung, wie die Zeit nach dem Ausland sein wird. Was ich studieren werde. Wo ich studieren werde. Welche Menschen in mein Leben treten werden. Und welche vielleicht auch verschwinden. 2021 wurde für mich so unerwartet ein großartiges Jahr, deshalb bin ich umso gespannter auf 2022. Gerade dieser Ort macht Neujahr für mich so besonders: Er gibt mir das Gefühl, dass für das neue Jahr alles möglich ist. Es ist der perfekte Start. Silvester am Strand bei 25 Grad, kann mich mal jemand kneifen? Ich weiß absolut nicht, wo ich in einem Jahr stehen werde, aber ich weiß, dass ich dieses Jahr nicht hätte schöner begrüßen können. Da kann ja eigentlich fast nichts mehr schiefgehen.“

Feuerwerk Silvester Hawai'i Honolulu Waikiki Annerschtwo
Feuerwerk Silvester Hawai'i Honolulu Waikiki Annerschtwo

Nun ja, und jetzt ist es bald Mitte Januar und ich blicke auf ein traumhaftes Weihnachten und Silverster zurück. Über diese Jahreszeit hier auf Hawai’i zu sein, hat mich noch stärker spüren lassen, dass ich tatsächlich hier lebe. Das Gefühl, eine Touristin zu sein, ist nun endgültig verschwunden. Und das fühlt sich verdammt gut an.

Weihnachten und Silvester auf Hawai‘i zu verbringen war ein einmaliges Erlebnis und ich bin mehr als gespannt darauf herauszufinden, an welchen anderen Orten der Erde ich zukünftige Weihnachtsfeste und Neujahrs-Feuerwerke erleben darf.