Reisegedanken aus dem Zug - Endlich wieder unterwegs!
1/31/2024
Etwas verklatscht sitze ich im Zug. Eigentlich wollte ich die sieben Stunden Zugfahrt zum Arbeiten nutzen, allerdings lässt mich das WLAN im Stich. Und da ich das letzte Mal vor einem halben Jahr (das ist viel zu lange her, ich weiß) einen Blogbeitrag veröffentlicht habe, widme ich mich jetzt meinem Blog.
Ich habe noch so viele Ideen für Ghana-Artikel auf meiner Liste, jedoch bräuchte ich für die Recherche ebenso WLAN. Deshalb gibt es jetzt mal wieder einen Beitrag der Rubrik „Reisegedanken“. Das sind auch meine liebsten Beiträge, wenn ich ehrlich bin. Und gibt es eine bessere Situation als Gedanken niederzuschreiben, wenn das WLAN nicht funktioniert? – Ich glaube nicht. Ohne es zu bemerken, verbringt man eine Zugfahrt auf Instagram. Jetzt habe ich jetzt keine andere Wahl, als einfach nur nachzudenken. Ich könnte auch mein Buch lesen, das schon seit Monaten neben meinem Bett liegt. Allerdings gibt es da das kleine Problem, dass es genau da immer noch liegt – in meinem WG-Zimmer in Mannheim. Naja, zu einer Reise gehört eben, dass man etwas vergisst. Zumindest, wenn man zwei Stunden vor Abfahrt anfängt zu packen, aber das lassen wir einfach mal unkommentiert.
Jetzt aber ein bisschen Kontext – ich bin im Zug, aber wohin fahre ich eigentlich? Die Antwort ist: Nach MADRID! Schon gestern bin ich von Mannheim nach Avignon (Frankreich) gefahren.
Da mein Zug Richtung Spanien aber erst heute morgen abgefahren ist, musste ich die eine Nacht in Avignon schlafen. Das war aber gar nicht so schlecht. So bin ich zumindest zu etwas mehr Schlaf gekommen als letztes Jahr, als ich 26 Stunden mit dem FlixBus von Mannheim nach Madrid gefahren bin. Auch, wenn die Reise mit der gleichen Stadt wir letztes Jahr beginnt – die Reise ist eine andere. Zum einen bin ich etwas länger unterwegs, voraussichtlich werden es dreieinhalb Wochen sein. Zum anderen werde ich nicht nur in Spanien bleiben, sondern hauptsächlich durch Portugal reisen. Wo und wie genau weiß ich noch nicht, aber ich bin mir sicher, dass es ein wunderschöner Trip wird.
Meine Vorfreude ist vor ein paar Minuten um ein Vielfaches gestiegen, als ich die erste spanische Durchsage im Zug gehört habe. Außerdem fährt der Zug gerade die südfranzösische Küste ab, und am Meer kann ich mich sowieso nie sattsehen. Dazu kommt noch eine sehr positive Überraschung: Ich fahre 1. Klasse. Bewusst war mir das nicht, da ich einfach das günstigste Ticket gekauft habe. Vermutlich hatte ich Glück, und aufgrund der Auslastung war die 1. Klasse der günstigste Tarif. Nachdem ich dachte, dass ich ohne Sitzplatzreservierung reise und mir womöglich an jeder Station einen neuen Platz suchen muss, war das eine besonders schöne und unerwartete Überraschung. Ein Glück habe ich nachgefragt, ob reservierte Plätze gekennzeichnet sind. Daraufhin schaute die Schaffnerin mein Ticket an und überbrachte mir die fröhliche Nachricht, dass mein Ticket für die 1.Klasse ist. Das war definitiv ein gelungener Start in den Tag.
Ich freue mich so auf das Reisen. Ich kann es gar nicht in Worte fassen. Dass ich das letzte Mal so richtig gereist bin, ist ein ganzes Jahr her. Nicht falsch verstehen, ich war in der Zwischenzeit definitiv genug unterwegs: Städtetrips nach Brüssel oder Berlin, Skifahren in den Alpen, und natürlich die zwei Monate Auslandspraktikum in Ghana. Diese Trips waren alle unglaublich schön und bereichernd, allerdings waren sie eben keine Reisen. In Ghana habe ich zwar viel vom Land gesehen, aber eben nur die Orte, die man von Accra aus in Form eines Tagesausflugs besuchen kann. Für die Zeit dort war das perfekt, und es waren die prägendsten zwei Monate meines ganzen Lebens.
Trotzdem hätte ich mir am Ende der zwei Monate noch ein bisschen Zeit gewünscht, um noch richtig reisen und andere Ecken des Landes kennenlernen zu können.
Deshalb freue ich mich jetzt so sehr auf diese Reise: Von Hostel zu Hostel zu reisen, an jedem Ort neue Menschen kennenzulernen, spontan zu entscheiden, wo es denn eigentlich morgen hingeht, nicht zu einer „Base“ zurückzukehren, sondern immer weiterzuziehen. Das ist nicht sonderlich entspannend oder erholsam – Jeden Tag gibt es neue Eindrücke, man kommt nie so richtig runter, und die Unterkunft bleibt auch immer eine Überraschung. Aber genau darauf habe ich jetzt Lust. Die letzten Monate waren nur von der Uni dominiert. So hat es sich zumindest angefühlt. Zuerst die Klausurenphase, dann die Hausarbeiten. Und auch, wenn ich währenddessen zum Beispiel Skifahren war, konnte ich nie wirklich abschalten. Jede freie Minute musste für die Uni-Abgaben genutzt werden.
Umso mehr freue ich mich jetzt darauf, in den drei Wochen einfach das tun zu können, worauf ich gerade Lust habe. Ich muss nichts vorausplanen, sondern reise einfach meinem Bauchgefühl nach. Danach freue ich mich auch wieder auf das neue Semester, doch jetzt brauche ich erstmal etwas Abwechslung vom Alltag.
Das ist tatsächlich etwas, was sich durch mein Auslandsjahr nach dem Abitur geändert hat: Ich kann nicht gut damit umgehen, wenn mein Alltag zu lange derselbe ist. Ich würde nicht sagen, dass ich einen eintönigen Alltag habe. Ich mag meinen Alltag auch sehr gerne. Ich finde meistens die richtige Balance zwischen Uni, Arbeiten, Orchester und Freunden, oder versuche es zumindest. Aber der Ort ändert sich eben nicht. Alles spielt sich zwischen Mannheim und meinem anderen Zuhause (dort, wo meine Familie wohnt), ab. Und da mein Semester bereits Anfang September angefangen hat, wurde es schleunigst Zeit, mal wieder für ein paar Wochen zu verschwinden.
Kurzer Einschub - Gerade ist etwas mehr los im Zug. Wir haben die letzte Station in Frankreich erreicht, was bedeutet, dass es von Polizisten und Grenzbeamten wimmelt, die die Pässe kontrollieren. Es ist komisch das zu sagen, aber ich mag dieses Gefühl. Da wird mir wieder richtig bewusst, dass ich gleich über eine Landesgrenze fahre. Wenn der Zug das nächste Mal hält, bin ich schon in Spanien. Beim Fliegen merkt man, dass man sich weiter von zuhause entfernt und Grenzen überquert. Aber im Zug? Da geht dieses Gefühl auch schnell mal verloren.
Auch, wenn sich die Sprachen, Straßenschilder, und Züge verändern. In Europa zu reisen fühlt sich einfach anders an. Die Grenzen sind fast unsichtbar, ich hätte gerade auch meinen Personalausweis anstatt meinem Reisepass vorzeigen können. Wenn man mit dem Auto fährt, sind die Grenzen noch unscheinbarer. Das, was hier in der EU Standard ist, ist nicht überall so. Ich finde, manchmal sollten wir uns dieser Freiheit bewusster werden. Wir können heute entscheiden, nach Frankreich, Portugal oder Spanien zu reisen und könnten direkt aufbrechen. Kein Visum, keine Beantragung für einen touristischen Aufenthalt, nichts. Vielleicht spricht da auch zu sehr die Politikstudentin in mir, aber das ist einfach keine Selbstverständlichkeit. Dazu kommt natürlich, dass wir (Deutsche) mit unserem Pass auch so gut wie jedes Visum bekommen würden, worauf wir uns bewerben, während Pässe anderer Nationen kategorisch abgelehnt werden. Dieses Fass mache ich an dieser Stelle aber nicht auf. Nur manchmal über diese Freiheiten nachzudenken, das schadet auf keinen Fall.
Jetzt weiß ich nicht mehr so genau, was ich vor der Passkontrolle schreiben wollte. Ich glaube, der Punkt des Ganzen war: Ich freue mich, für eine Zeit lang etwas Anderes zu sehen. Danach ist es aber auch okay, wieder nach Mannheim zurückzukommen.
Meine Vorfreude gerade ist nicht nur aufgrund dieser Reise so hoch. Für mich ist das der offizielle Start von 2024, was für mich ein unglaublich aufregendes Reise-Jahr wird. Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, aber ich habe sehr Vieles und Aufregendes geplant. Dazu gehört vor allem mein Auslandssemester, was im August beginnen wird. Alles, was ich dazu sagen werde, ist: Für mein Auslandssemester wird es nicht schaden, wenn ich jetzt in Spanien nochmal mein Spanisch etwas auffrischen kann. Und nein, ich werde mein Auslandssemester nicht in Spanien machen:).
So, das sollte es erstmal gewesen sein. Ich bin gespannt auf alles, was mich die nächsten 3 ½ Wochen in Südeuropa erwarten wird. Die Menschen, die Orte, die Erlebnisse.
Damit verabschiede ich mich an dieser Stelle und bin selbst schon ganz gespannt darauf, worüber ich im nächsten Blogbeitrag berichten werde.
Pfälzer Mädel Annerschtwo
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